Europawahl: Nachhaltigkeit mit ökonomischer Vernunft verbinden

Der Gesamtverband textil+mode informiert, auf was es jetzt in Europa ankommt

30.11.2023

Wachstumsmotor starten

Europa braucht beides: Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit. Die EU-Strategie für nachhaltige Textilien drängt unsere Branche zu neuen Geschäftsmodellen mit kleinerem ökologischem Fußabdruck. Um dieses Ziel zu verwirklichen, liegen nicht weniger als 16 Regulierungsvorschläge auf dem Tisch, von denen jeder einen anderen Zeitplan hat und die von verschiedenen Dienststellen der Europäischen Kommission bearbeitet werden. Die deutsche Textil- und Modeindustrie steht zu ihrem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, besteht jedoch auf einen kohärenten und KMU-freundlichen regulatorischen Rahmen, der Innovationen fördert und Textilunternehmen nicht einfach vom Markt verdrängt. Dies erfordert einen offenen und faktenbasierten Dialog zwischen den Regulierungsbehörden und der Textilindustrie.

  • Ökologische Nachhaltigkeit mit wirtschaftlicher Vernunft
  • Chemikaliengesetzgebung an den Bedürfnissen der gesamten Lieferkette ausrichten
  • (REACH CLP)
  • Verfügbarkeit von Chemikalien sicherstellen
  • Einsatz von Chemikalien am Risiko ausrichten, nicht an der Gefahr
  • KMU bei der Substitutionsforschung unterstützen; angemessene Übergangsfristen und das technisch/wirtschaftlich Machbare in der Chemikaliengesetzgebung sicherstellen
  • textile BVT (beste verfügbare Technologien) EU-weit einheitlich umsetzen*
  • geplante Mikroplastik-Gesetzgebung überarbeiten
  • Berichtspflichten reduzieren, auch bei der Taxonomie
  • zusätzlichen Bürokratieaufwand durch den Digitalen Produktpass (DPP) stoppen

* (Insbesondere: keine Erweiterung des Geltungsbereichs von Ziffer 6.2. Anhang I des Durchführungsbeschlusses 2022/2508 der Kommission vom 9. Dezember 2022 – C(2022)8984 – solange die Umsetzung nicht abgeschlossen ist und hinreichende Erfahrungen vorliegen)    

Fragmentierung des EU-Binnenmarkts stoppen

Teile des gesetzlichen Rahmens werden auf Ebene der Mitgliedstaaten beschlossen (z. B. zur erweiterten Herstellerverantwortung). Einige Länder preschen dabei besonders schnell voran (z. B. Frankreich und die Niederlande) und schaffen damit unterschiedliche Regeln und Standards im Binnenmarkt. Diese Fragmentierung muss dringend gestoppt werden, denn sie behindert den freien Verkehr von Textil- und Bekleidungswaren (und Abfällen) und verringert damit auch die Kosteneffizienz unserer Unternehmen.

 

Ein vollständiger, gut funktionierender Binnenmarkt ist die Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit Europas. Fehlt diese Grundvoraussetzung, setzt die EU die internationale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrie aufs Spiel und verpasst Chancen für Wachstum und Innovation.

 

Realistische Ziele und Zeitpläne für neue Vorschriften

Während die EU regulatorische Rahmenbedingungen umbaut, belastet ein zunehmend schwieriges wirtschaftliches Umfeld die Unternehmen: hohe Energiepreise, geringes Verbrauchervertrauen und eine hohe Inflation, die Rohstoffpreise und Gehälter in die Höhe treibt. Die Unternehmen in unserer Branche – insbesondere KMU – brauchen genügend Zeit und Ressourcen, um sich an diesen neuen Kontext anzupassen. Ein realistischer Zeitplan und hinreichende Planungssicherheit sind für die mittelständische Wirtschaft unabdingbar.

 

Nachhaltigkeit global denken und gemeinsam mit Handelspartnern umsetzen

Europäische Unternehmen allein können den Fußabdruck ihrer Wettbewerber rund um den Globus nicht ausgleichen. Die EU mit nur fünf Prozent der Weltbevölkerung ist zu klein, um ihre Textilstrategie unilateral durchzusetzen. Um die nötige Hebelwirkung für Umwelt und Klima und ein Level Playing Field für europäische Unternehmen zu erzielen, sollte die EU ihre Textilstrategie zumindest plurilateral mit ihren wichtigsten Handelspartnern abstimmen, sodass Unternehmen in den teilnehmenden Ländern nach den gleichen Regeln arbeiten.

 

Das gesamte Forderungspapier von textil+mode zu den Europawahlen, die im Juni 2024 stattfinden werden: Zum Europawahl-Manifesto